Backhaus ist am Ende einer langen Tour

Lembeck. Die schwarze Lederkappe in den Nacken geschoben und den Daumen zum Peilen ausgefahren: Thomas Weßeling von den Oldtimerfreunden Lembeck, er ist auch Vorsitzender des Heimatvereins, dirigiert zwei Traktorfahrer. Die haben eine kostbare Last am Haken: Es ist das rund 200 Jahre alte ehemalige Backhaus des Vereins, das seit 1995 in der Nähe des Pfarrheims stand.

Das Backhaus hängt am Harken und wird zum Heimathof gebracht.
Das Backhaus hängt am Harken und wird zum Heimathof gebracht.

„Das ist aber nur eine Episode aus diesem Häuserleben. Es sind fünf Aufstellorte der Fachwerkskonstruktion überliefer“, sagt Gabi Piepke, Pressesprecherin des Lembecker Vereins. „Anfang der 1980er Jahre hat Hermann Bügers, der damalige Vorsitzende unseres Vereins, Wind davon bekommen, dass die Familie Krampe die Konstruktion entsorgen wollte. Auf gut Deutsch hätte das für das Häuschen den Weg als Brennholz in den Kamin bedeutet und aus dem Rest wären Zaunpfähle geworden“, weiß Piepke.

100 Eigenbalken für ein Haus

Viele Schnäpse später war der Vertrag ausgehandelt: Lieferung von 100 Eichenbalken für Zaunpfähle gegen Haus. So der Deal. Das Haus stand dann von etwa 1980 bis 1995 auf einem Anhänger und wartete auf seine neue Zukunft. Zunächst gab es Überlegungen, aus dem historischen Fachwerk Bushaltestellen zu bauen, doch die hat die Stadt Dorsten ganz entschieden abgelehnt. Das Haus wurde dann wie bereits erwähnt 1995 eher zufällig als Backhäuschen am Pfarrheim wieder aufgebaut. „Vor anderthalb Jahren waren dann die Steinöfen durchgebrannt, es wurde demontiert und sollte hier am Heimathof aufgestellt werden. Das hat erst einmal nicht geklappt, weil durch die Brandstiftungen in der Vergangenheit genug andere Arbeit anstand. Jetzt ist die Zeit reif“, sagte Thomas Weßeling. Die Experten vom Heimatverein haben einen schönen Fundamentsockel aus Sandstein gemauert und auf diesen Sockel wurde jetzt die Fachwerkskonstruktion des Hauses aufgesetzt. Wenn eine solche Aufgabe ansteht, dann sind die Oldtimerfreunde Lembeck gefordert. „Das ist unsere schnelle Einsatzgruppe. Die haben alles Mögliche an Werkzeug und vor allem Know-how“, sagte Gabi Piepke und in der Tat machen die Jungs mit den alten Traktoren einen höchst gelassenen Eindruck bei diesem Spezialtransport.

Die Oldtimerfreunde helfen mit

„Datt moak wie schon. Hier een Klotz und doah mit de Brechstange. Alles über Daumen“, sagt Weßeling, der den Richtmeister bei diesem Manöver gibt. Das Haus ist mit einer Hilfskonstruktion aus Schraubzwingen und Dachlatten gegen Verwindung geschützt. Allein diese Konstruktion würde richtig ins Geld gehen. Die Oldtimerfreunde schütteln sie Ärmel.
Einer der Traktoren, der mit den Gabeln seines Frontladers das Haus anhebt, verliert die Bodenhaftung. „Datt hebb ick mir gedacht. Datt ham wir gleich“, lacht Weßeling und ein riesiger, nasser Heuballen wird als Kontergewicht angehängt. Nach 15 Minuten steht das Haus auf seiner Endstation. Zufriedene Gesichter bei den Treckerfreunden und Diskussionen bei den Maurern, in welcher Steinqualität das Haus ausgemauert wird: Dazu wird ein Schnäpschen getrunken und der Beschluss gefasst, bald auch ein kleines Richtfest zu feiern.
Was soll jetzt aus diesem Häuschen werden? „Wir denken an einen Raum für das traditionelle Handwerk. Ein Schuhmacher oder Schmied, der das Ding bewirtschaftet, könnte einsteigen. Wir suchen noch“, so Gabi Piepke. Fest steht schon jetzt: Dieses kleine Haus wird eine Attraktion auf dem Lembecker Heimathof werden, allein schon wegen seiner Geschichte.

Quelle: WAZ / Der Westen (Jo Gernoth)
Foto © : Archiv Lembecker.de

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