Phonograph und Spitzendeckchen

Bei der Sonderausstellung im Heimatmuseum treffen Exponate völlig unterschiedlicher Facon aufeinander:Hifi-Geräte aus den 1970-ern und Textilhandwerksgeräte aus dem 19. Jahrhundert

Die Frauen des Lembecker Heimatvereins und widmen der anspruchsvollen Handarbeit jede Menge Zeit.
Die Frauen des Lembecker Heimatvereins und widmen der anspruchsvollen Handarbeit jede Menge Zeit.

Lembeck. Fein gemusterte Gardinen und Tischdecken mit Spitzenaufsatz – Alltagsgegenstände, die sich in jedem Haushalt finden und – maschinell gefertigt – zu Spottpreisen feilgeboten werden. Das war natürlich nicht immer so und die Fertigung einer spitzenbewehrten Decke konnte in vergangenen Jahrhunderten mitunter Wochen oder gar monatelang dauern.

Per Hand fertigten Näherinnen kleine Kunstwerke, die in Ebenmäßigkeit und Formvollendung dem heutigen Textil in nichts nachstanden. Nur wenige junge Frauen beherrschen noch das alte Handwerk – Spinnen, Häkeln und Sticken sind unmodern, in vielen Augen auch unnötig geworden.

Die Frauen des Lembecker Heimatvereins sehen das anders und widmen der anspruchsvollen Disziplin jede Menge Zeit. Am Samstag präsentierten sie ihr – erhebliches – Können im Heimatmuseum. Am Spinnrad, mit Sticknadeln und Klöppeln zeigten sie mit geübten Handgriffen die Kunst der traditionellen Textilfertigung. „Das Klöppeln zum Beispiel ist sehr schwierig und es braucht mitunter jahrelange Übung, um es richtig zu beherrschen“, sagt Theresia Arentz. Die Zeitspanne, bis zum Beispiel eine Hardanger-Weste fertig ist, würde weniger in Tagen und Wochen als eher in Monaten gemessen. Neben dem Live-Handwerken gab es auch traditionelles Handwerksgerät zu sehen, etwa einen Webstuhl aus den 30-er Jahren – des 18. Jahrhunderts.

Der zweite Abschnitt der Ausstellung zeigte Exponate völlig anderer Art. Frank Langenhorst präsentierte Teile seiner umfangreichen Hifi-Sammlung. In mattem Weiß gehalten steht der so genannte „Schneewittchensarg“ für Stil und Eleganz. Der Braun SK 5, Baujahr 1958, ist ein Klassiker unter den Plattenspielern und verdankt seinen Spitznamen der rechteckigen Form und seinem mechanischen Klappdeckel.

Eine echte Rarität ist auch die erste Surround-Anlage, die Grundig Studio 2000 Hifi. Mit vier Boxen in Kugelform lieferte sie dem Audiogenießer bereits in den 1970ern Quattrophonie-Sound im Wohnzimmer. Textilhandwerk und Audiogenuss – Spinnräder und Plattenspieler – lieferten den Besuchern Einblicke in unterschiedliche Lebenswelten aus mitunter verschiedenen Jahrhunderten. Und die fachkundigen Referenten wussten den Geschichtsinteressierten auch die ein oder andere Anekdote rund um die Exponate zu erzählen.

Fotos: WAZ, Tina Sarge

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